Kletterfreizeit

Der Morgennebel liegt sanft über den Hügeln. Die Sonne bricht durch die Wolken. Die Vögeln zwitschern und eine kleine Gruppe sitzt in ihren Campingstühlen im Halbkreis mit Blick auf ins Tal und atmet betend „Gott Anfang, hier bin ich.“ Mit einem liturgischen Morgenlob starteten 12 Teilnehmende aus ganz Deutschland jeden Tag der ersten Septemberwoche in die Kletterfreizeit des GJW Norddeutschlands und GJW.NRWs.

Auf dem JDAV Campingplatz auf dem Ith 30 KM südlich von Hameln lag das Basiscamp. Von dort ging es durch den Laubwald an die wunderbaren Felsköpfe, die zwischen 20 und 30 Meter hoch aus dem Bergkamm herausragen. Den ganzen Tag über wurde in verschiedenen Schwierigkeitsstufen und Routen im Topropeverfahren geklettert. Gemeinsam wurden die KletterInnen angefeuert, wenn sie an der einer Schlüsselstelle kämpften, gejubelt, wenn sie es schafften, tröstend abgeklatscht, wenn die Stelle zu schwer blieb und sie es nicht zum Gipfel geschafft hatten. Zusammen klügelte man die Griffreihenfolge für den nächsten Versuch aus, um die schwere Stelle dann vielleicht doch zu schaffen. Abends am Lagerfeuer nach einer warmen Mahlzeit wurde über Erfolge und Misserfolge, die Schönheit und Schwierigkeit der Routen gesprochen, über Mut los zu lassen und ins Seil zu fallen, dem/der KletterpartnerIn zu vertrauen, vor eine Gruppe zu sagen, ich habe Angst vor Höhe. Über Druck die Route schaffen zu müssen, weil die anderen es auch geschafft haben. Über die Angst zu versagen und alle sehen zu. Über das Glück und den Stolz eine Route geschafft zu haben. Über Verantwortung für das Leben des anderen. Über das eigene Leben und über Gott.

Eine schmerzvolle Erfahrung blieb uns nicht erspart, denn obwohl wir beim Klettern immer alles so sicher wie möglich machen, hat sich eine Teilnehmerin das Fußgelenk mit einem lauten Knall beim Fallen gebrochen. Mit diesem Schock, in dem uns die Wirklichkeit des Lebens eingeholt hat - nichts ist sicher bis auf die Treue Gottes - mussten wir plötzlich umgehen. Aus Spaß wurde Ernst - Leid, Mitleid, Ohnmacht, innere Schuldgefühle, waren plötzlich nicht mehr nur Themen über die man sich unterhält, sondern traten ganz real in unserer Leben.

So war diese Kletterfreizeit nicht nur Klettern mit Freunden,  sondern viel mehr über das Leben und  Gott reden und dabei auch klettern.

(Zur Info: Die Teilnehmerin wurde erfolgreich operiert)